DJ Plattenspieler und DJ Mixer
DJ Mixer und Plattenspieler - DJ Set von DJ WAM (Foto by DJ WAM)

Lerne als DJ die wichtigen Dinge rund um die Musikauswahl kennen.

Die spontane oder geplante Musikauswahl eines Allround-DJs gestaltet sich nicht einfach und ist ein komplexes Thema.

Dieser Beitrag ist für DJ Anfänger besonders interessant!

Die gute alte und doch immer wieder heiß diskutierte Frage ist:

  • Wann spiele ich welche Musik?
  • Welches Lied spiele ich als Nächstes?
  • Was will der Veranstalter / das Hochzeitspaar / der Auftraggeber für Musik hören?

Antworten von hauptberuflichen bzw. aktiven DJs könnten dabei sein:

  • Das, was ich immer danach spiele.
  • Ich weiß schon was gut dazu passt.
  • Ich lege den Pur-Hitmix ein, der geht immer. ("Nichts gegen Pur, das soll nur den "eingefahrenen" DJ symbolisieren.")

Ich möchte mit dem Beitrag erreichen, dass der eine oder andere DJ seinem routinierten DJ-Set einen Feinschliff gibt, wie ihr das schon vorhandene Gespür für eure Gäste verfeinert und die Titelauswahl mal aus einem anderen Blickwinkel sieht. Dieser Beitrag richtet sich nicht an DJ Anfänger, sondern an DJ Profis im alltäglichen Geschäft. Ich will eine Diskussion anregen und freue mich über eure Kommentare zu diesem Thema.

Hier nun mein wissenschaftlicher Ansatz zum Thema DJ-Tätigkeit.

Einleitung

Heute beschäftigen wir uns damit, mit welcher musikalischen Strategie und Arbeitsweise ein Allround- DJ, der eine Veranstaltung mit Personen aus unterschiedlichen Altersgruppen, regionaler und sozialer Herkunft, kurz gesagt vielen verschiedenen Musikgeschmäckern zu bedienen hat.

Ziel ist es, zufriedene Gäste zu haben und im besten Fall einen Folgetermin durch die Veranstaltung zu erhalten.

Negative Situation einfach überspielen

Es sollte euch immer vorab klar sein. Jeder DJ Auftritt ist wie ein Messe-Termin für euch. Ihr präsentiert eure Dienstleistung und eure Kunden hören euch zu. Jede Minute zählt. Besonders die Momente in denen alle Gäste hohe Aufmerksamkeit auf die Musik richten. Es ist klar, dass nach dem Eröffnungstanz einer Hochzeit mit hoher Wahrscheinlichkeit alle Augen auf den DJ gerichtet sind oder wenn es langweilig auf dem Event wird, weil es zu wenig Aktionen zum Beschäftigen der Gäste gibt oder kein Gast auf der Tanzfläche ist. Für alle diese Augenblicke solltest du vor dem Event verschiedene Strategien mit den Beteiligten Aktionspersonen bereitgelegt haben.

Die Tanzfläche ist leer, was nun?

Ganz einfach, du kündigst z.B. an: "Sehr gut, nun ist die Tanzfläche endlich leer ist. Das wollten wir nur, denn jetzt beginnt das geplante Aktionsspiel der Trauzeugen. Wir bitten den Spielleiter nach vorn." Es versteht sich, dass diese aufgerufene Handlungen mit dem Organisator der Aktionen abgesprochen wurden. Grundsätzlich empfehle ich jedem DJ, mit dem Veranstalter eine Zeit ungebundene Aktionen für etwaige Leerläufe zu planen, die im Ablaufplan einer Veranstaltung entstehen.

Der Gast nervt mich.

Nehme einen nervenden Gast als Chance wahr, dies ist nur ein Kunde, den du neu von dir überzeugen musst. Ein Gast der extrem wenig Bestreben hat zu feiern und zu tanzen, vielleicht noch schlecht gelaunt ist oder wenig Anspruch vom DJ erwartet ist, viel ist leichter zu begeistern als ein Stammgast. In diesem Fall spielst du schnell einen Musikwunsch für den Gast oder gehst vom DJ Pult weg und sprichst in direkt am Tisch oder an der Bar an. Ersten wundert sich der Gast, warum du ihn ansprichst. Somit gibst du ihm indirekte Wertschätzung und natürlich hätte er es nie erwartet, dass du seinen Song direkt spielst. Vielleicht wird er tanzen oder bessere Stimmung bekommen. Oder einfach nur positiv von dir als DJ denken. Dann hast du das Minimum ziel erreicht. Sicher wird der Gast am Abend mit jemanden über die Situation mit dir sprechen und schön wirkt sich deine aktive und soziale Aktion positiv auf die Stimmung der Gäste ein. Nicht gehe zu den Gästen hin und frage Sie persönlich was sie gern hören möchten. Achtet einfach auf Leute die kurzfristig "lange Gesichter" machen oder sich eh schon die ganze Zeit langweilen.

Nicht immer die gleiche Reihenfolge spielen

Ein Stammgast musst du nicht mehr überzeugen, sondern bei der Stange halten. Das machst du nicht mit Songs die du schon letzte Woche in der gleichen Reihenfolge gespielt hat. Achtung: Der Stammgast kennt deine Musikauswahl schon  lange. Lerne auch diesen Gast mit neuen Hits, die zu seinem Musikstil passen ihn/sie immer wieder neu überraschen.

Tipp: Halte deine Playlisten dynamisch (keine statischen Playlisten). Bei der Nutzung von statische Playlisten spielt man automatisch zu oft die gleichen Musiktitel hintereinander. Zu beachten ist, dass es rein menschlich ist, das sich der Gast eher die Reihenfolgen als Namen oder den Interpreten eines Songs merken. Grund ist rein wissenschaftlich. Da wir schon früh in der Kindheit automatisch mathematische Reihenfolgen erlernen bevor wir überhaupt schreiben oder lesen lernen fällt es uns leicht sich musikalische Abfolgen von Musiktiteln zu merken. Nicht selten hört man von Stammgästen Sätze wie: "Bei dem DJ weiß man genau, was als nächster Titel kommt." Wenn es so weit ist, dann werdet hellhörig und nehmt die Chance an euer DJ Set wieder aufzufrischen.

Partygast an die Hand nehmen und auch auf Wünsche die unpassend sind eingehen

Gedanklich sollte man jeden Gast bei der Hand nehmen, auch wenn ihr den Gast als störend empfindet. Sprecht mit dem Gast über seinen Wunsch oder mögliche Alternativen, die er noch hören möchte. Euer unbequemer Gast ist eine Herausforderung und ermöglicht euch einen großen Erfolg, wenn ihr diesen mit eurer Musik überzeugt.

Inspiration aus den DJ Reihen:

Ich wurde durch ein Video von Mike Hofmann ermutigt diesen Blog Beitrag zu schreiben

Wann spiele ich die Hits auf einer Party fragte DJ Mike Hofmann – Event-DJ aus Darmstadt in einem YouTube-Video vom 25.10.2017. Mike zeigt eine musikalische Philosophie auf, die „Hit-First-Strategie“. Für alle Anfänger und auch langjährige DJs ein interessanter Ansatz den Mike aufzeigt.

Er meint dass es sinnvoll ist alle Hits direkt nach Eröffnung der Tanzfläche zu spielen um damit die Stimmung extrem zu steigern, denn viel Zeit ist auf einem Event z.B. Hochzeit oder Geburtstag nicht, und schnell gehen die ersten Gäste und man hat als DJ nicht zeigen können was möglich ist. Da hat er Recht.

Schaut gleich sein Video an:

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Die von Mike beschriebene Strategie ist natürlich nur eine von vielen. Und jedoch beschreibt er die offensive Party-Taktik, als die erfolgreichste. Doch ist diese Strategie immer die Beste? Ich gehe der Frage heute nach.

Heute muss ich leider etwas ausholen, da ich ein sehr emphatisch versierter Event- und Hochzeits-DJ bin. Jeder Laie als Gast würde sagen: „Spiel man diesen Song, am besten sofort.“ Doch: „Stopp“. Wer kennt das nicht, oder „darf ich mein Handy anschließen“, soweit soll die Empathie nicht gehen.

Wir beschäftigen uns mit der Frage wie kann man die Reihenfolge der Musik verbessern und auch schon vor der Eröffnung der Party sich als DJ eine Taktik zu Recht legen.

Zur Theorie. Dafür müssen wir die Ebenen aufzeigen, die Musik haben und definieren kann.

Die Faktoren eines Musiktitels teilen sich in innere und äußere Faktoren ein.

Innere Faktoren eines Musikstückes

Die inneren Faktoren werden durch die Metadaten (Zusatzinformation) einer Audiodatei z.B. den MP3-Tags ID3v1 definiert. Es gibt weiterhin den ID3v1.1, ID3v2 sowie die neuste Version ID3v2.2,  v2.3 und v2.4. Ab Version 2.4 sind auch Text-Attribute wie das Genre oder der Künstler Mehrfachwerte erhalten. So kann ein Lied beispielsweise zwei Genres oder zwei Künstler bekommen.

Die wichtigsten ID3-Tags eines Musikstück anhand eines klassischen ID3v1-Tags.

z.B. ID3v1

  • Titel des Musikstücks
  • Interpret/Künstler des Musikstücks
  • Albumtitel des Musikstücks
  • Erscheinungsjahr des Musikstücks
  • Beliebiger Kommentar des Musikstücks
  • Genre des Musikstücks
  • Länge des Musikstücks

Diese erweiterten Tags nutze ich regelmäßig mit meiner DJ Software Serato DJ Pro.

Versionen eines Songs

z.B. Radio, Extended, Remix, Re-Edit, Transition, Mashup, Blend etc.)

BPM / Geschwindigkeit des Songs

bzw. Geschwindigkeiten eines Songs (gilt für Transition’s = Song mit    Geschwindigkeitsänderungen)

Tonhöhe des Songs

abhängig zu kongruente und stimmungssteigernden Tonhöhen 12A zu 7A bedeutet +7 Energieänderung bedeutet mehr möglicher Stimmungseffizienz
Quelle: DJ Tobander erklärt hier einiges zu dem Thema: https://dj-tobander.de/blog/camelot-wheel/

Themen-Tags eines Songs

Für die es kein eigentliches Tag-Feld im Serato DJ Pro gibt, dafür nutze ich den Tag „Gruppierung“. Ich nutze dafür ein Codier-System für die Tag, wie es PDot’s hier vorstellt:

https://www.youtube.com/watch?v=DSqabOXbues&feature=youtu.be

Vorteil: Themen und Begriffe helfen dem DJ extrem schnell Musik für geplante aber auch spontane Aktionen auf einem Event zu sorgen. Schritt für Schritt ergänzt der DJ verschiedene Begriffe z.B. um den Musiktitel „Wedding Song“ auch findet, wenn er [Hochzeitstanz] oder den Song „Herz an Herz“ von Blümchen für das Hochzeitsspiel [Herzausschneiden] direkt findet. Der DJ gibt für die schnelle Suche den gewünschten Tag im Suchfeld ein. Nach einigen Jahren als DJ habe ich über 10.000 Tags hinzugefügt, dabei ist nun mittlerweile zu fast jedem Thema ein Song zu finden. Sehr hilfreich, dieses Coding System

Energie eine Songs

Ich selbst vernachlässige diesen Wert, da die meisten Songs mit erhöhtem Schalldruckpegel meist hohe Energie aufweisen und Balladen geringe. Das muss ich nicht wissen, sondern erfahre ich durch meine Genre-Aufteilung sowie andere Tag-Markierungen. Nutzt ihr die Energie eines Songs?

Weitere Informationen werden im Musiktitel gespeichert, aber nicht als Tag in der MP3-Datei abgelegt, sondern entweder durch Serato in der Datei hinterlegt oder im Dateisystem der DJ Software Serato Pro vermerkt.

  1. Cue‘s eines Songs
  2. Flip Versionen eines Songs (nur bei Serato möglich, Lied folgt durch den DJ vorbestimmten Zeitablauf des Songs und ermöglicht z.B. kurze oder lange Version zusammen zustellen ohne die eigentliche MP3 Datei zu bearbeiten Während ein zusätzlicher Time-Stamp der Datei hinzugefügt wird, kann der DJ die zeitliche Abfolge innerhalb des Titels ändern z.B. Erst Intro-Beat, dann Refrain, dann Outro-Beat. Bei diesem Titel gibt es dann keinen Chorus.
  3. Loops eines Songs
    Vorab gespeicherte Wiederholungen können abgerufen werden.
  4. Playlist Zugehörigkeit
Wissenswertes: Die meisten inneren Faktoren der musikalischen Ebene werden durch die gefüllten Tags in der Playlist eines digitalen DJ Programmes definiert. Der Ersteller der Musik füllt einige Felder aus. Ein DJ kann mittels Software wie MixedInKey, BeaTunes und Co. kann zahlreiche Werte wie Genre, Key, Energie bis zum Text des Liedes automatisiert dem Musiktitel hinzufügen. 

Lerne dazu: Solltest du die erweiterten MP3-Tags als DJ nicht nutzen, spielst du nicht all deine möglichen Stärken aus.

USB-DJs z.B. David Guetta oder viele House-DJs ohne DJ Software die z.B. einen Pioneer DJM2000NXS2 nutzen haben nicht die Möglichkeit auf die technischen Hilfsmittel erweiterter Tags zurückgreifen, aber diese Acts / DJs sind in der Regel auch nicht auf ein sehr großes Musikarchiv und das spielen von All-Mixed-Sets angewiesen.

Die äußeren schweren Faktoren eines Musikstückes.

Als weitere Ebene neben den Tags, gilt der allgemeine Bekanntheitsgrad bzw. der fehlende Bekanntheitsgrad eines Songs als Maßstab für die Verwendungshäufigkeit des Musiktitels durch den DJ.

Grund-Facts einer Veranstaltung.

Wo, Wann, Was, Personenanzahl, Zeitrahmen etc.

Demografische Merkmale der Gäste bestimmen Bekanntheit der Songs.

ist abhängig von kommerzieller Marktgeltung eines Musiktitels, dessen wiederrum abhängig von den demografischen Merkmalen des einzelnen Gastes. Dabei gilt  Alter, Geschlecht, Wohnort, Informationsstand / Bildung, Nationalität, Einkommen, Beruf und soziale Rolle des Gastes also die Beziehung z.B. zum Veranstalter oder zu den Gästen als definierte Größe dazu.

Wie groß der Bekanntheitsgrad ist hängt von den demografischen Merkmalen der Gäste ab, die den Musiktitel hören. Nur der Teil der Gäste die zum Event erscheinen zählt dazu. Alle Gäste die sich während des spielen des Titels nicht im Raum befinden zählen nicht natürlich nicht dazu.

Somit bedingt auch der Ablauf der Veranstaltung die Wirkung der Musik auf die Gäste.

Die vier feinen äußeren Faktoren ob ein Musiktitel vom DJ gespielt wird haben auch große Abhängigkeit voneinander.

Viel hängt ab

  1. vom Aktionszeitpunkt im Event z.B. Warmup, Eröffnungstanz, Prime-Time, Cool Down
  2. von Wunschmenge eines Songs, abhängig von Veranstalter/ Clubvorgabe, den Gästewünschen abhängig, über die Gesamtheit der Wünsche entscheidet der DJ über Spielbarkeit oder nicht durch seine Erfahrung.
  3. von Genre eines Songs, stark abhängig von den Vorgaben des Veranstalters sowie den demografischen Merkmale und den sozialen Rollen des teilnehmenden Gastes

Die äußeren Faktoren werden vom DJ erkannt und zu einem passenden inneren Faktor/en eines Musiktitels zugeordnet. Somit findet der DJ einen passenden Musiktitel für den jeweilig dramaturgisch benötigten Event-Moment.

Die Erfahrung des DJs fügt die inneren und äußeren Faktoren eines Songs zusammen. Daraus folgt schlechte oder gute Stimmung bei den Gästen. In welcher Reihenfolge der DJ Musik spielt, entscheidet der DJ aus seiner Erfahrung, die er aus früheren Veranstaltungen erhalten hat.

  1. Bisherige ähnliche Events stützen aktuelle Events durch Erfahrung des DJs.
    • Genauer gesagt: Die Kenntnis des DJs wann die passende und dramaturgische Spielzeit des Songs ist, dies ist stark abhängig von Aktionszeitpunkt im Event.

In welcher Reihenfolge die Musik ein DJ spielt unterliegt inneren und äußeren Faktoren des Musiktitels selbst sowie der Erfahrung des gebuchten DJs.

Wie der DJ den meisten Nutzen seiner eigenen Erfahrung ausschöpfen kann, um eine passende Reihenfolge für die musikalische Abfolge der Titel an einem Eventabend zu bestimmen gibt die musikalische Strategie vor.

Ich habe einige davon notiert und auch die Taktik von Mike Hofmann wieder aufgegriffen.


Egal welche Taktik man auf seinem Event wählt, man sollte das Feedback der teilnehmenden Gäste direkt konsumieren und regelmäßig durch regen Blickkontakt zu den Partygästen auffrischen. Sollte die anfangs eingeschlagene Methode nicht funktionieren empfiehlt sich auch während eines Events die Taktik zu wechseln. Und bitte beachten, keine Gesellschaft, kein Ablauf und keine Party sind gleich.

Auf die richtige Taktik kommt es als DJ an.

Vergleichen wir die musikalische Taktik eines DJs mit einem eines Fußball-Bundesligatrainers.

“Hits-First-Methode” (Der Offensive Modus)

  • Stürmt man zu schnell voraus, können die Gäste nicht so lange durchhalten, irgendwann bleiben die Gäste länger auf ihrem Stuhl sitzen und später nicht mehr in den Schwung der Party rein. Schnelle Erhöhung der Stimmung, aber auch schnelles Absinken der Stimmung möglich. Die risikoreiche Form der Taktiken. Jedoch kann diese bei Erfolg auch die erfolgreichste Strategie von allem Sein.

Der interaktive Spannungsbogen (Die „Oldschool“ Standard Modus)

  • Der DJ spielt Blockweise verschiedene Genres, um die Stimmung anzuheben und wieder zu senken. Musikwünsche, die nicht alle interessieren sollte, man zum Absenken der Stimmung nutzen, bei denen wohl möglich die Gäste, die den Wunsch geäußert haben tanzen. Ist das nicht der Fall? Dann wird der Song kürzer gespielt und maximal ein weiterer Musikwunsch aus dem ähnlichen Genre probiert. Sollte dies nicht fruchten, wird der Spannungsbogen mit Hits wieder für 3-4 Titel angehoben. Bei einem Fußballspiel würde die Mannschaft immer wieder Vorstöße zum Tor wagen und irgendwann den Erfolg ernten und darauf unter den Fans Stimmung erzielen. Vorteil dieser Methode bringt eine viel größere Spannungssteigerung als bei dem offensiven Hit-After-Hit-Modell.

„Rising Mood“ (Der Konter Modus)

  • Sobald die Stimmung und die Tanzstärke der Gäste steigen werden die zügig nur die ultimativen Hits gespielt. Dabei sollte das Genre länger auf einer Musikrichtung verharren bis die ersten Gäste die Tanzfläche verlassen. Kurz gesagt: Gibt es Feedback von der Tanzfläche? Dann empfiehlt es sich diese Taktik in den „Spannungsbogen“ einzubinden. Auf dem Fußballfeld gilt eine langsame Entwicklung des Spiels bis zum Torerfolg, erst dann wacht die andere Mannschaft erst auf und riskiert mehr, meist fällt darauf auch das ein 2:0. Diese Taktik nutze ich regelmäßig und hilft mir besser auf die äußeren Faktoren der Veranstaltung einzugehen.

“Prepare Mode” (Defensiver Modus)

  • Der typische Club-DJ nimmt kaum Wünsche an und spielt seinen vorbestimmten Spannungsbogen ab. Auch wird die Musik durch langsame Übergänge definiert. Ein Abend besteht zu meist aus einem Warmup – Rise Up – Prime Time (je nach DJ ggf. durch Wünsche gespickt oder Main-Act des Abends) – Cool Down. Die Wünsche der Gäste spielen kaum eine Rolle. Nachteil der Methode ist ein mögliche verstaubtes auflegen von zu alten Titeln, da der Kontakt zu den Gästen überhaupt nicht wahrgenommen wird, und die alten Hits immer den Slot kommen. Um wieder in die Welt des Fußballs zu kommen wäre das vergleichbar, wenn die Spieler nach dem Spiel nicht zu ihren eigenen Fans stehen. ;-)

Entweder ihr geht in die Offensive und könnt ggf. alle Stürmer / eure Gäste platt spielen  oder ihr spielt Defensive Schritt für Schritt oder direkt auf Konter und wartet erst ab, bis sich langsam was bewegt.

Zum Video von Mike Hofmann zurück. Mach so weiter Mike, ich hoffe wir sehen uns im November bei Checkpoint. Ich hoffe der Beitrag gefällt und ergänzt die "Hits-First-Methode" etwas. ;-) Und denk immer daran jeder Event muss individuell betrachtet werden.

Noch ein Tipp die „Hits-First-Methode“, diese Methode nutzen die eher erfolgreiche Genre-DJs aus dem EDM-Bereich, aber die dann in einer meist eigenen Remix-Version. Nachteil, es müssen Breaks her, die auch in jedem Titel zu finden sind, um den interaktiven Spannungsbogen zu erhalten.

Es gibt auch Events bei der die "Hits-First-Philosophie" nicht fruchten wird und die Leute damit eher müde gespielt werden können. Die gilt für Gesellschaften, die ein Event nutzen, um neben Tanzen sagen wir mal auch hin und wieder "angeregte Kommunikation" betreiben zu wollen. In diesem Fall sollte der DJ nach 2-3 Hits am Anfang danach dosierter mit den "Kracher" damit umgehen.

Woran erkennt man solche Events?

Erfragt die äußeren Faktoren bei dem Veranstalter / Hochzeitspaar etc.

Demografische Merkmale wird sicher jeder DJ abfragen. Oft fragt man nach Alter, Personenzahl

z.B.

  • „Kennen sich ihre Gäste untereinander?“
  • Aus welchem Umfeld kommen die Gäste?
  • Wie lange haben sich die Gäste sich nicht mehr gesehen?

Am Beispiel einer Hochzeit kurz erklärt:

Ein Gast, meist männlich, der überwiegend aus großer Entfernung zum Event reist und wohl möglich noch in Nähe nach dem Event übernachtet nimmt sich auf Veranstaltungen meist mehr Zeit und stürmt nicht gleich auf die Tanzfläche nach der Eröffnung. Dieser Gast wird sich mehr Zeit nehmen auf dem Event, da er diese ja auch hat und sicher erst im letzten Drittel des Events auftauen.  Solltest du als DJ besonders viele männliche Gäste auf der Veranstaltung haben, die sich untereinander aus Jugendtagen kennen und sich lange nicht gesehen haben empfiehlt sich die "Wechsel-Spannungsbogen-Taktik".

Wie baust du deinen Abend mit einem Wechsel-Spannungsbogen musikalisch auf?

Es sinnvoll nach der Tanzflächen-Eröffnung und weiteren zwei bis drei aktuellen Hits wieder Schwung rauszunehmen und langsam die Party mit den Wünschen der Gäste zu gestalten.

Dabei gilt es Auf- und Ab - Blöcke zu spielen, sodass die bekannten Hit-Songs mit den Wünschen der Gäste am Abend gespickt sind. Wichtig, darauf zu achten welche Gäste in Reichweite der Tanzfläche sind und ungeduldig wirken. Dies erkennt man daran, dass diese sich wenig unterhalten oder oft Richtung Tanzfläche schauen. Auch wichtig ist den „Rising Mood“, zu Deutsch: die ansteigende Stimmung des Events nicht zu verlieren  und zu erkennen, wann diese schneller ansteigt als zuvor. Steigt die Stimmung rapide und der größte Teil der Gesellschaft ist aktiv am Tanz-geschehen beteiligt sein, solltet ihr alle Hits auch "rausballern" wie Mike es im Video schon erklärt hat.

Fazit: Gebt bei euren Gästen auch die Zeit die Party wirken zu lassen. Nicht selten höre ich von DJ Kollegen: "Im Innenbereich laufen die Hits und alle stehen draußen und keiner hört zu." Solltet ihr diese Situation haben, denkt an meine Worte und konzentriert euch die Wünsche der Gäste. Denn es wäre doch schade, dann mehrere Hits doppelt spielen zu müssen, weil keiner zugehört hat. 

Die beschriebene Situation ist natürlich immer abhängig von der Feier, denn keine Feier ist gleich. Insgesamt sehr schönes Video. Mach so weiter Mike, ich hoffe wir sehen uns im November bei Checkpoint

Hintergrundwissen zu DJ WAM

Wie arbeitet DJ WAM mit seinen Gästen?

Wichtig zu erklären ist, dass ich als DJ immer einige Wunschzettel nach dem Abendessen unter den Gästen verteile und mich direkt an den Tischen vorstelle. So lerne ich meine Gäste direkt und nah wenige Minuten vor der Tanzeröffnung kennen. Ihr Verhalten gegenüber mir, der Party insgesamt und auch untereinander usw…

Antreiber und Bremser unter den Gästen erkennen.

Kurze Zeit darauf erhalte ich die ersten Musikwünsche meiner Gäste und erkenne anhand der Wunschmenge das allgemeine spontane Interesse am Tanzen. Daraus kann man auch schließen, ob diese eher noch Redebedarf haben oder direkt in eine Party starten wollen. Auch die mögliche maximale Tanzstärke erkennt man bereits daraus. z.B. ob 100 %, 80 % oder nur 20 % zum Event überhaupt tanzen wollen. Weiterhin erkennt man anhand der Tischnummern, die von den Gästen auf den Musikwünschen notiert werden, welche Gäste die Stimmung der Party durch regelmäßiges Tanzen stärken können. z.B. der Frauentisch, die eh schon den ganzen Abend tanzen wollen. Diese Gäste werden meine Antreiber der Party und können unter Umständen länger tanzen und die erfolgversprechende Stimmung unter die Gesellschaft bringen.

Die „Bremser“ einer Party können eher Männer sein. Schlecht wäre z.B. ein Mann, der sich nach dem Eröffnungstanz erstmal ein Bier holt und nach draußen zum Rauchen geht. Dieser Gast wird dich in deinem Vorhaben in der ersten Stunde deiner Partymusik tanztechnisch womöglich nicht unterstützen.

Aus dem Musikwünschen der Gäste spiele ich dann die Musiktitel, die die meisten Gäste begeistern würden. Dafür ist Erfahrung gefragt. Schwer werden natürlich die "Ausreiser-Songs", die keine groß hören will, außer dem Wunschgeber selbst. Dies ist das Gespür, was man als DJ braucht, diese schwierigen Musiktitel in das DJ-Set unterzubringen. Sollte der Titel gar nicht in den Spannungsbogen passen, fällt dieser einfach weg. Bei Nachfrage durch den Gast erkläre ich dem Gast, dass es keinen anderen Song gibt der ansatzweise zu seinem passt. Dazu bitte ich ihm zu einem alternativen Wunsch, der zu 80 % meist auch nicht passt oder dann zu spielen, wenn gerade eine große Partyrunde zu Ende ist oder ein Mitternachts-Snack oder ähnliches die Tanzstimmung unterbricht.

Die gesamte beschriebene Situation ist natürlich immer abhängig von der tatsächlichen Situation auf eurer Feier, denn keine Gesellschaft, kein Ablauf und Party sind gleich. Nehmt meine Hinweise nicht als Gesetz, sondern setzt euren eigenen Stil um. Ich wünsche euch viel Erfolg bei eurer Feier.

 

Musikalische Grüße euer
DJ WAM