Echter DJ, eine Playlist oder doch keine Musik?

Wie entscheidet ein DJ? Wie entscheidet eine Playlist?

Eine Playlist, die vom iPod oder Smartphone abgespielt wird, ist vorab vorbereitet und wird Lied für Lied ohne tanzbaren Übergang abgespielt. Ein DJ mischt die Titel tanzbar ineinander. Dabei achtet er auf Musikgenre, Geschwindigkeit, Tonhöhe, Tanzrichtung und viele weitere Dinge. Eine Playlist kann durch Musik-Match versuchen, ähnliche Titel hintereinander zu spielen. Aber einen dramaturgisch geplanten Ablauf kann eine Playlist nie so gut erzeugen wie ein DJ.

Playlist, oder nicht? Achtung, jede Hochzeitsgesellschaft ist anders!

Ich spiele zur Hauptzeit (Primetime) am Abend einer Hochzeit oft spontan und aus meiner DJ-Erfahrung heraus. Meist entscheide ich sehr kurzfristig, welcher Musiktitel als nächster gut passen könnte. Oft plane ich nur die nächsten 2 bis 3 Musiktitel im Voraus. Regelmäßig schiebe ich neue Musiktitel in meine temporäre Merkliste meiner DJ-Software (Serato DJ Pro) und finde immer wieder einen besser passenden Song. Es hängt von unendlich vielen Faktoren ab. Auch vom Gefühl, die Stimmung der Gäste einfangen zu können. Daher wird eine Playlist nie so gut mit den Menschen agieren können wie ein DJ, der sich in seinem Metier auskennt und jahrelange Erfahrung mitbringt. Durch die Stimmung der Gäste, die Abfolge der bisher gespielten Titel sowie die noch geplanten Aktionen am Abend wird die Abfolge der Musik durch mich bestimmt. Manche Gäste glauben, dass die Musik einfach willkürlich ausgewählt wird. Doch das ist nicht der Fall. Um nur einige Punkte zu nennen, habe ich eine kurze Liste gemacht, die die Entscheidung einen Musiktitel zu spielen, beeinflussen kann. Meist möchte der DJ durch seine Musik so viel Feedback und Stimmung wie möglich erzeugen, jedoch gibt es auch Fälle (Ende des Auftritts) bei dem er die Musik absichtlich "herunterfährt" damit die Gäste mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. Denn versöhnliche Titel zum Schluss einer Party erzeugen ein wohligeres Ende einer Feier für alle Gäste, die noch da sind.

Externe Einflüsse, um hohes Feedback eines Musiktitels zu erreichen:

  • Vorgaben des Musikbogens des Brautpaares,
  • Wünsche der Gäste,
  • Altersaufteilung der Gäste,
  • Herkunft der Gäste (z.B. Gäste aus Hamburg hören gern "Hamburg meine Perle" oder Kölner "Viva Colonia"),
  • Bezugsstatus der Gäste zum Hochzeitspaar (z.B. Freunde des Brautpaares tanzen meist mehr, länger und gehen später),
  • Mitmachtquote / Stimmung der Gäste,
  • Personenanzahl auf der Tanzfläche / Anzahl der Gäste, die gar nicht tanzen wollen,
  • dramaturgischer Zeitpunkt / Ablauf (wenn zu viele Aktionen vor dem Hochzeitstanz sind, können Leute zu schnell müde werden),
  • Geplante Aktionen, die Tanzunterbrechungen erzeugen,
  • Vorgaben durch Location und Behörden (z.B. ungeplantes frühzeitiges Ende durch Ruhestörung),
  • Temperatur in der Location (z.B. keine Klimaanlage vorhanden, zu warm, viele Gäste befinden sich draußen),
  • Anzahl der Raucher und Nichttänzer.

Interne Einflüsse, um hohes Feedback eines Musiktitels zu erreichen:

  • bisher am Abend gespielte Musiktitel,
  • Koordination der Musikwünsche,
  • Musikrichtung des Songs,
  • Geschwindigkeit des Songs,
  • Tonhöhe des Songs,
  • Tanzrichtung des Songs,
  • DJ-Erfahrung.

Individuelle Playlisten sind besser als eine starre Abfolge von Songs

Zwischen meinen ausgewählten Musiktiteln kann ich einen der 10 bis 25 Musikwünsche des Brautpaares vom Musikbogen spielen. Auch auf die ca. 10 bis 20 Musikwünsche der Gäste kann ich zurückgreifen. Es entsteht eine bunte Mischung, die eine Playlist nicht erfassen kann. Die Stimmung kann sich innerhalb weniger Minuten ändern – darauf kann nur ein DJ reagieren. Zwar halte ich am Abend Playlisten bereit, um bei Ablenkungen immer eine Idee parat zu haben. Dennoch spiele ich grundsätzlich spontan. Somit kann man viel besser auf die aktuelle Situation reagieren und auf die Stimmung der Gäste eingehen. Eine allgemeine Playlist, die ich auf jeder Hochzeit spiele, kommt somit nicht infrage. Schon ein No-Go-Titel aus einer Playlist reicht und das Brautpaar ist schlecht gelaunt. Daher sind für mich nur vorbereitete Playlisten aus Wünschen vom Brautpaar und den Gästen eine Option. Und diese spiele ich auch nur zum Nachmittag oder Abendessen ab. Dabei entpuppt sich die Playlist als ein sinnvoller Helfer.

 

Fazit:

Ein DJ kann besser die Leute zum Tanzen bringen. Für reine Hintergrundmusik reicht eine Playlist, jedoch sollte sie professionell mit dem DJ vorbereitet sein.

Ich wünsche allen Hochzeitspaaren und DJs eine schöne Hochzeit.